Karl Rehle – ein Architektenleben
Im weißen Ingenieurskittel und mit einem Bleistift der Stärke H2 – so ist Karl Rehle seinen Weggefährten noch gut in Erinnerung. 1962 gründete er mit Anton Rappmannsberger, Viktor Zemsky und Rudi Herrmann ein Architekturbüro, das sich auf Bauten des Gesundheitswesens konzentrierte. Hintergrund war seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl Prof. Eichberg und anschließend in dessen Architekturbüro, wo er an der Planung des Klinikumneubaus in Großhadern arbeitete. Hier lernten sich die späteren Büropartner kennen.
Nach ersten Wettbewerbserfolgen und Aufträgen für die Neubauten der Krankenhäuser Aichach und Landsberg / Lech entwickelte sich schnell ein erfolgreiches Architekturbüro, das zahlreiche Klinikbauten in Bayern realisierte. Aus der Widenmayerstraße in München Lehel zog das Büro nun um nach Bogenhausen in eine verträumte Villa, die durch zusätzliche Büroflächen in den benachbarten Straßen erweitert wurde. Zeitweilig wuchs das Büro auf 90 Mitarbeiter an. Das Büroklima war locker, die Bürofeste berühmt. Erinnernswert ist beispielsweise ein großes Fest am Ammersee, das erst in den frühen Morgenstunden endete. Unvergessen sind auch das winterliche Eisstockschießen am Hinterbrühler See sowie der Bürosport mit Tenniswettbewerb und wöchentlichem Training.
Ende der 80er Jahren begann die Digitalisierung der Planung. CAD und Computer wurden die bestimmenden Zeicheninstrumente. Eine neue Generation von Architekten wuchs heran, Architekten der klassischen Zeichenschule zogen sich langsam zurück. Zu diesem Zeitpunkt waren von der ursprünglichen Leitung noch Anton Rappmannsberger und Karl Rehle übrig. 1995 traten Fritz Galuschka und Marc Rehle in die Büroleitung ein, das Büro wurde umgewidmet in Rappmannsberger, Rehle und Partner. Das liebgewordene Bogenhausener Büro genügte irgendwann nicht mehr den Anforderungen der IT-Vernetzung. So zog man 1998 um in die Streitfeldstraße in Berg am Laim, wo wir auf drei Ebenen konzentriert und effektiv arbeiten konnten. Zu diesem Zeitpunkt zog sich Karl Rehle im Alter von 72 aus dem operativen Geschäft zurück, blieb jedoch wieter beratend tätig. Fritz Galuschka und Marc Rehle gründeten ein neues Büro, das seither unter dem Namen RRP ARCHITEKTEN+INGENIEURE firmiert.
Immerhin 24 weitere Jahre lang genoss Karl Rehle mit seiner Frau den Ruhestand in seinem Geburtsort Vilshofen, wo er am 12. Mai 1928 das Licht der Welt erblickte. Bis in sein 96. Lebensjahr konnte er sich eines wachen Verstandes erfreuen, bis zuletzt lebte er selbstständig und aktiv. Erst in den letzten vier Wochen seines Lebens ließen die Kräfte nach. Am 13. Juli 2024 schlief Karl Rehle friedlich ein. Wir trauern um einen inspirierenden Menschen und engagierten Architekten.